MDR1-Transporter und MDR1-Defekt

Gendefekt bei Hunden und Katzen

MDR1 ist ein Arzneistofftransporter, welcher im Organismus an der Verteilung und Ausscheidung von vielen Arzneistoffen beteiligt ist. MDR1 vermindert den Übertritt von Arzneistoffen über die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn, die Aufnahme aus dem Darm und das Eindringen in Knochenmarkzellen. In Leber und Niere spielt MDR1 für die Ausscheidung von Arzneistoffen in Galle und Urin eine Rolle. Bei einem Gendefekt im MDR1-Gen (MDR1(-)) kommt es zu einer vermehrten Aufnahme von Arzneistoffen aus dem Darm, bei gleichzeitiger verminderter Ausscheidung über Leber und Niere. Dadurch kann die Arzneistoffkonzentration im Blut erhöht und die Ausscheidung verlangsamt sein. Zusätzlich ist der Übertritt ins Gehirn und in hämatopoetische Stammzellen erhöht. Insgesamt können dadurch vermehrt toxische Wirkungen auf Gehirn, Leber, Niere und das Blutbildende System auftreten.

MDR1 Defekt© TransMIT GmbH - Prof. Dr. Joachim Geyer - Umsetzung: Medicalgraphics.de

Der MDR1-Genstatus kann aus einer Blutprobe bestimmt werden. Aus dieser wird genomische DNA isoliert und dann mit einem PCR-Test die Mutationsstelle MDR1 nt230(del4) beim Hund bzw. MDR1 nt1930(del2) bei der Katze untersucht. Für den Hund sind bereits zahlreiche prädisponierte Rassen bekannt, für die Katze laufen die Studien noch. Mehr erfahren

Das MDR1-Gen des Hundes, welches nach systematischer Nomenklatur auch als ABCB1-Gen (ATP binding cassette subfamily B member 1) bezeichnet wird, besteht aus 27 protein-codierenden Exonen. Zu dem MDR1-Gendefekt beim Hund kommt es durch eine Deletion der vier Erbbausteine „ATAG“ (del4) an Nukleotidposition 230 des proteinkodierenden Leserahmens (nt230). Daher wird dieser Gendefekt auch als MDR1 nt230(del4) bezeichnet. Durch die Deletion kommt es zu einem vorzeitigen Stop-Codon, wodurch die Proteinbiosynthese zu früh abbricht und nur ein stark verkürztes Peptidfragment gebildet wird, welches keinerlei Transportfunktion mehr hat.

Vereinzelt kommt auch bei Katzen ein MDR1-Defekt vor, welcher ähnliche Konsequenzen hat wie beim Hund. Hier liegt der Gendefekt aber in Exon 15 und es kommt zu einer Deletion von nur zwei Erbbausteinen „TC“ (del2) an Nukleotidposition 1930 des proteinkodierenden Leserahmens (nt1930). Daher wird dieser Gendefekt auch als MDR1 nt1930(del2) bezeichnet. Durch die Deletion kommt es zu einem vorzeitigen Stop-Codon, wodurch nur etwa das halbe MDR1-Protein gebildet werden kann.