Die Ergebnisse der Studie werden am 30. November 2017 im Rahmen des 5. Gießener Kongresses „Sterben im Krankenhaus und stationären Pflegeeinrichtungen“ vorgestellt und diskutiert

Etwa 1 Million der insgesamt 1,6 Millionen, die in der unmittelbaren Patienten- und Altenversorgung Deutschlands arbeitenden Personen sind regelmäßig mit der Betreuung Sterbender konfrontiert. Eine Arbeit, die sowohl eine Chance für die eigene Entwicklung, zugleich aber auch eine große Herausforderung darstellt. In der unter der Leitung von Prof. Wolfgang George vom TransMIT-Projektbereich für Versorgungsforschung durchgeführten jüngsten Gießener Studie konnte detailliert gezeigt werden, dass unterschiedliche Gefährdungslagen bestehen.

Immerhin die Hälfte der Befragten attestiert ihrer beruflichen Ausbildung eine gute vorbereitende Wirkung. In der beruflichen Praxis kommt es für die Mehrzahl bereits in den ersten Tagen und Wochen zu substanziellen Erfahrungen mit Sterbenden. 24% geben an, dass sie diese nur schwer bewältigen konnten. Deutlich wird, dass die ersten Erfahrungen von besonderer Bedeutung sind. Im weiteren Berufsgeschehen sind es die praktischen Erfahrungen mit Sterbenden und deren Angehörigen, die als wesentliche Einflussfaktoren beruflicher Identitätsbildung benannt werden. Wirksamer noch als modellhaft arbeitende Kollegen oder Fort- und Weiterbildungen zum Thema. Demgegenüber erweisen sich beständiger hoher Arbeitsdruck, ein schlechtes Arbeitsklima, das Versterben junger Patienten, aber auch die eigene Unzufriedenheit als die wichtigsten Belastungsfaktoren. Andererseits sind es die eigenen Werthaltungen, das kollegiale Gespräch und auch die gedankliche Auseinandersetzung mit dem Erlebten, welche als relevante Ressourcen benannt werden. Menschliche Zugewandtheit bei gleichzeitiger Fähigkeit Distanz gegenüber dem Sterbenden zu halten sind neben einer guten eigenen Gesundheit unentbehrliche Voraussetzungen, um diese Arbeit leisten zu können.

In einer Gesamtbilanz der gesammelten beruflichen Erfahrungen geben lediglich 30% an, dass die Mitarbeiter, die in der Betreuung Sterbender arbeiten, keinen Schaden nehmen würden. Auch sind es nur 35%, die sich gut vorstellen können, einen Familienangehörigen in ihrer Einrichtung versterben zu sehen. Diesen gegenüber stehen 65%, die hier z. T. erhebliche Bedenken angeben. Trotz ihrer beruflichen Erfahrungen sieht sich nur jeder Vierte besser und jeder Achte sogar eher belastet auf das eigene Sterben vorbereitet. Im Gruppenvergleich kann gezeigt werden, dass die Art der beruflichen Ausbildung (Arzt, Kranken-, Altenpflege, Therapeuten), die Unterschiedlichkeit des Arbeitsplatzes (Intensiv, Allgemein, Onkologie, Palliativ) und des Versorgungssektors (Heim, Krankenhaus, Ambulant) teilweise deutliche Akzentuierungen in Art und Ausmaß der Belastungen entstehen lassen.

In den Heimen entstehen die größten Belastungen. Gleichzeitig beschreiben sich die Mitarbeiter dort als besser vorbereitet für die Betreuung Sterbender. Allerdings nehmen diese Mitarbeiter auch am stärksten Abstand von der Möglichkeit, dass in der eigenen Einrichtung ein Familienmitglied versterben könnte. Es sind die Ärzte, die der Ausbildung die geringste Vorbereitungsqualität attestieren und sie glauben auch insgesamt weniger an die Effekte von Weiterbildung. Zugleich sind es auch die Ärzte, die häufiger ihre ersten beruflichen Erfahrungen schwerer bewältigen konnten. Im innerkrankenhäuslichen Vergleich fällt auf, dass sich die Mitarbeiter von Palliativstationen am stärksten von den anderen (Intensiv, Onkologie, Allgemein) unterscheiden. So zeichnen sich diese durch z. T. hohe Ansprüche an sich selbst, die erreichten Arbeitsergebnisse und an andere Mitarbeiter aus. Darüber hinaus sind sie empfänglicher für Störungen des Arbeitsklimas.

Auch die unterschiedlichen Versorgungsaufträge und berufliche Herkunft gehen mit differenziellen Erfahrungs- und Belastungsprofilen einher, die in weiteren vergleichenden Studien geschärft werden sollten, nicht zuletzt um selektive Interventionen zielgerichteter vorzutragen zu können. Es konnten nur schwache Hinweise dafür gefunden werden, dass frühe positive bzw. negative Erfahrungen in Elternhaus und Schule zu nachhaltigen Effekten in der Betreuung Sterbender führen, ganz anders als die Spuren der ersten beruflichen Erfahrungen.

„Wir waren überrascht darüber, wie groß das Aussprachebedürfnis bei den Befragten war“, betont der Studienleiter Prof. Wolfgang George. „Von besonderem Interesse war für uns überdies die vielfach nachdrücklich geäußerte Ansicht, dass es sich bei der Etablierung einer guten Versorgung und Betreuung Sterbender weniger um ein Erkenntnis-, sondern vielmehr um ein Umsetzungsproblem handele. Bezeichnend ist, dass nicht nur der normale Bürger, sondern auch Krankenhaus- und Pflegeeinrichtungsmitarbeiter das eigene Zuhause als ihren Sterbeort wählen würden.“

Für die Studie wurde ein zu diesem Zweck entwickelter Fragbogen verwendet, dessen 82 Items (davon sechs offene) sieben Themenbereichen zuzuordnen sind: vorberufliche Erfahrung (a), frühe berufliche Erfahrungen (b), Prägungen (c), Belastungen (d), Entlastungen (e), Mitarbeitervoraussetzungen (f) und Konsequenzen (g). 496 Teilnehmer aus insgesamt 383 Einrichtungen (Krankenhäuser, stationäre Pflegeeinrichtungen und ambulante Versorgung) unterschiedlicher Versorgungssektoren und -aufträge, Bundesländer und Trägerschaften gelangten in die Datenauswertung.

Die Studienergebnisse und damit einhergehend die vielfältigen Erfahrungen, Chancen und Risiken, welchen Mitarbeiter/-innen ausgesetzt sind, die in der Betreuung Sterbender arbeiten, werden mit zahlreichen Experten/-innen anlässlich des 5. Gießener Kongresses „Sterben im Krankenhaus und stationären Pflegeeinrichtungen“ am 30. November 2017 in der Aula der Justus- Liebig Universität Gießen ausführlich diskutiert. Detaillierte Informationen zur Anmeldung sowie zum Ablauf des Kongresses sind unter www.giessener-kongress.de erhältlich.

Notiz für die Redaktion
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